Glyphosat ist der Wirkstoff einiger weltweit gängiger Unkrautvernichtungsmittel, sogenannter Herbizide. Über die Dimensionen ihrer Anwendung und die damit verbundenen Umwelt- und Gesundheitsschädigungen informiert mittlerweile jedes Schulbuch, obgleich deutsche Bundesinstitutionen sie immer noch kleinzureden versuchen. Insofern fatal, als daß Deutschland in der EU als Berichterstatter in Sachen Glyphosat fungiert und damit maßgeblich die Fahrtrichtung beeinflussen kann!
Die Wirkung von Glyphosat beruht auf der Blockade des in Pflanzen vorkommenden Enzyms 5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat-Synthase (EPSPS), das zur Synthese der aromatischen Aminosäuren Phenylalanin, Tryptophan und Tyrosin über den sogenannten Shikimatweg benötigt wird. Die Bildung dieser drei Aminosäuren ist für die Pflanze lebensnotwendig.
In Deutschland werden rund 40% aller Ackerflächen mit Glyphosat-basierten Produkten behandelt. Vor der Aussaat befreien sie die Flächen von unerwünschter Vegetation ("Vorauflauf-Anwendung"), später dienen sie dazu die Getreidepflanzen zur schnelleren Reifung vor der Ernte abzutöten ("Vorernte-Behandlung"). Profanere Anwendungsbereiche sind Autobahnrandstreifen, Bahntrassen und Wege sowie private Gärten und Blumenbeete – Glyphosatprodukte finden sich in jedem Baumarkt und Gartencenter.
Mit den Pflanzen verschwinden auch die Tiere und es kommt zur Artenverarmung von Flora und Fauna gleichermaßen. Direkt toxische Wirkungen von Glyphosatprodukten konnten bei einer Reihe von Tierspezies, vor allem bei Wasserlebewesen, beobachtet werden. Und Untersuchungen zeigen, daß sie auch in Säugetieren hormonartig wirken und so die Fortpflanzung und Fruchtbarkeit beeinträchtigen können [1].
Schließlich beeinflussen diese Herbizidprodukte auch eine Vielzahl von Bodenorganismen wie Pilze und Bakterien, die in Symbiose mit Pflanzen zusammenleben (hierzu gehören auch einige stickstoffproduzierende Knöllchenbakterien). Das wiederum kann zu vermehrter Krankheitsanfälligkeit bei Kulturpflanzen führen und zu weniger nährstoffreichen Böden.
Bislang unberechenbare Folgen ergeben sich aus dem zunehmenden Anbau gentechnisch manipulierter Pflanzen, die so verändert wurden, daß sie gegen Herbizide wie Glyphosat resistent sind. Der größte Hersteller in diesem Bereich ist der US-Konzern Monsanto, der passend zu seinem Glyphosat-Produkt „Roundup“ gleich eine ganze Palette resistenter Pflanzen mit dem Namenszusatz "Roundup Ready" (RR) entwickelte, unter anderem Soja, Mais, Baumwolle oder Raps. Schon 2009 wuchs RR-Soja in den USA auf über 90% der gesamten Soja-Anbaufläche. Potentielle Gefahren bestehen darin, daß die manipulierten Gene von Kulturpflanzen auch auf andere Lebewesen übergehen (horizontaler Gentransfer über Artgrenzen hinweg) und dort Lebensvorgänge verändern können [2].
[1] Richard S., et al.: Differential effects of glyphosate and roundup on human placental cells and aromatase. Environ Health Perspect. 2005
[2] Tudisco R, Mastellone V, Cutrignelli MI, Lombardi P, Bovera F, Mirabella N, Piccolo G, Calabrò S, Avallone L, Infascelli F: Fate of transgenic DNA and evaluation of metabolic effects in goats fed genetically modified soybean and in their offsprings. Animal. 2010 Oct;4(10):1662-71.